Mitte Zwanzig, mitten im Studium – und das mit Hund? Für viele Student*innen ist das ausgeschlossen. Viel zu groß ist die Verantwortung, aber vor allem auch die Einschränkung, die damit einhergeht. Warum sollte man all die Freiheiten, die ein Studium einem jungen Menschen bieten, freiwillig wieder aufgeben? Schlafen so lange man möchte. Feiern. Freunde treffen. Städte und andere Länder bereisen. Die Liste ist lang. Wie lässt sich all das mit einem Hund vereinbaren? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: nur sehr schwer. Vor knapp drei Jahren, habe ich mich dazu entschieden, einen Hund aufzunehmen. Ich habe diese Entscheidung seither nie bereut, trotzdem rate ich jedem jungen Menschen, diese Entscheidung nicht leichtfertig zu treffen.
Tiere haben Bedürfnisse, die sie einfordern werden
Einen Hund zu halten kann nicht mit einem Hobby verglichen werden, dem man nachgeht wenn man Lust darauf hat. Einen Hund zu halten, bedeutet vielmehr sich ständig um jemanden zu kümmern. Sein eigenes Leben nach den Bedürfnissen eines Anderen auszurichten und für ein Lebewesen die Verantwortung zu übernehmen. Wer sich aus den falschen Gründen einen Hund zulegt, wird schnell feststellen was es wirklich bedeutet für einen Hund zu sorgen. Denn selbst wenn als Modeaccessoire, Instagram-Model oder süßes Kuscheltier gekauft, wird sich ein Hund nicht in diese Rolle pressen lassen. Er wird seine Bedürfnisse einfordern. Das führt schnell zu Frustration beim Menschen sowie beim Hund. Häufig werden Hunde wieder abgegeben, müssen mehrmals den Besitzer wechseln, landen im Tierheim oder werden im schlimmsten Fall sogar ausgesetzt.
Warum habe ich diese Entscheidung getroffen?
Ich bin mit einem Hund aufgewachsen und mir hat das Zusammenleben mit einem Hund sehr gefehlt hat, nachdem unser geliebter Familienhund gestorben war. Wer ebenfalls das Glück hatte, gemeinsam mit einem Hund aufzuwachsen, kennt das wunderbare Gefühl beim Anblick seines sich freuenden Hundes den gesamten Schulstress des Tages zu vergessen. Immer einen Spielkameraden oder jemanden zum Schmusen zuhause zu haben und gemeinsam draußen auf Entdeckungstour zu gehen. Jeder der gemeinsam mit einem Hund aufwachsen konnte, kennt die bedingungs- und grenzenlose Liebe, die ein Hund einem schenkt und die man umgekehrt für einen Hund empfindet. Deshalb war für mich klar, sobald es meine Lebensumstände zulassen würden, würde ich mir meinen ersten eigenen Hund zulegen.
Bedeutet die Tatsache, dass ich mit einem Hund aufgewachsen bin, dass ich genau wusste was ein eigener Hund bedeutet? Nicht so ganz. Ich wusste sozusagen in Theorie was es bedeutet sich um einen Hund zu kümmern. Aber sich gemeinsam mit den anderen Familienmitgliedern um einen Hund zu kümmern, für dessen Erziehung und Grundversorgung bereits gesorgt ist, ist nur die halbe Wahrheit. Kinder oder Teenager haben meist eine freundschaftliche Beziehung zum Familienhund. Hauptsächlich spielen und schmusen sie zusammen oder bringen ihm kleine Tricks bei. Um Pflichten wie Hundeschule, Gassi-Gehen oder Füttern kümmern sie sich gelegentlich.
Hunde brauchen einen verlässlichen Rudelführer
Als Hundebesitzer hat man neben einer freundschaftlichen Beziehung, jedoch auch die Rolle des „Rudelführers“ und Vorbildes inne. Das heißt man kümmert sich um die Erziehung, die artgerechte Auslastung und Beschäftigung des Hundes und natürlich um seine Grundbedürfnisse. Ein junger Hund braucht einen Rudelführer auf den er sich zu hundert Prozent verlassen kann, um sich zu einem entspannten und zufriedenen Hund zu entwickeln. Außerdem benötigt er feste Regeln und einen halbwegs geregelten Tagesablauf. Diese Anforderungen verlangen einem jungen Menschen, der mitten im Studium steckt so einiges ab. Auch nach fast drei Jahren, in denen wir stetig an uns arbeiten und uns gemeinsam weiterentwickeln, gibt es noch Tage, die besser laufen als andere. Gibt es Dinge, an denen wir ständig arbeiten müssen und gibt es Dinge, die wir gemeinsam bereits gemeistert haben. Trotz aller Anstrengung, Kompromissnotwendigkeit, Sorge und Ausdauer, die es oft benötigt sich um einen Hund zu kümmern, habe ich meine Entscheidung für einen Hund noch nie bereut. Die Entscheidung für einen Hund sollte jedoch niemals leichtfertig oder überstürzt getroffen werden. Es ist eine Entscheidung, die sich mindestens auf die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre eures Lebens auswirkt.