Ein Hund wird dein Leben ziemlich auf den Kopf stellen, ganz egal wie gut du dich darauf vorbereitest. Einiges wird anders sein als du es dir vorgestellt hast und mit Sicherheit werden auch Dinge auf dich zukommen, an die du im Vorfeld gar nicht gedacht hattest. Vor allem wenn es sich um einen Welpen handelt. In diesem Beitrag möchte ich darüber berichten, wie sich mein Leben und wie ich mich selbst mit meinem Hund verändert habe.
Vor ca. zweieinhalb Jahren ist Waban bei uns eingezogen – ein damals acht Wochen alter Silken Windsprite – und stellte erst mal alles auf den Kopf. Die erste Zeit mit einem Welpen ist wunderschön, einzigartig und sehr sehr anstrengend. Als Studentin hatte ich die Möglichkeit in diesem Semester einfach etwas weniger Kurse zu belegen und auch mein Nebenjob, ließ sich relativ flexibel einteilen. Trotzdem war ich die ersten Monate auf einige Unterstützung angewiesen. Vor allem da ein zwei Monate alter Welpe keine zehn Sekunden aus den Augen gelassen werden kann. Sie sind unheimlich neugierig und in den meisten Fällen kennen sie weder Angst noch Gefahr. Alleine-bleiben muss geübt und langsam aufgebaut werden. Waban wurde während der Zeit in der ich zur Uni oder in die Arbeit musste also von Familie und Freunden betreut. Auch wenn es sich dabei meist nur um zwei oder drei Stunden handelte, war es eine organisatorische und logistische Herausforderung für alle Beteiligten. Trotz einiger Hundeerfahrung, waren die ersten Wochen und Monate mit einem Welpen anstrengender, als ich sie mir vorgestellt hätte. Nach einigen Wochen Ausnahmezustand – dazu zählen mehrmals nachts aufstehen und raus in den Garten, ständiges Aufpassen auf den Kleinen, Treppen hoch und runter tragen, erste Magenverstimmungen usw. – kehrte ganz langsam wieder ein Stück Normalität in den Alltag zurück. Aber es gibt Dinge, die sich auch auf lange Sicht grundlegend geändert haben.
1. Dazu gehört natürlich, dass ich ein Stück meiner Freiheit und Flexibilität eingebüßt habe. Das betrifft sowohl meinen Alltag, die Wochenenden oder den Urlaub. Waban nimmt einen großen Teil meines Lebens in Anspruch und wie die meisten Hundebesitzer, möchte ich das auch so. Ich möchte möglichst viel Zeit mit ihm verbringen können. Ich möchte für ihn da sein können und ihm Freude bereiten. Was dann wiederum mich glücklich macht. Was gibt es Schöneres als nach der Arbeit gemeinsam mit dem Hund durch den Wald und über Wiesen zu laufen oder zuzuschauen wie er mit einem anderen Hund spielt? Und wenn ich im Urlaub nicht stundenlang am Meer oder Pool liegen kann, ist das nicht weiter schlimm. Ich freue mich, dass er an meiner Seite ist und wir gemeinsam Zeit verbringen können.
2. Ich verbringe viel mehr Zeit draußen, egal bei welchem Wetter. Jede Jahreszeit ist schön: Wenn im Frühling plötzlich alles blüht. Die bunten Blätter und der Wind im Herbst. Der erste Schnee des Winters… ja das mag sein. Aber zwischen diesen jahreszeitlichen Highlights liegen eine Menge Tage. Eine Menge Tage, die einfach nur grau und ungemütlich sind. An denen es eigentlich viel zu heiß ist um spazieren gehen. An denen es vor Zecken und Bremsen nur so wimmelt oder die Bauern wieder frischen Mist auf die Felder gefahren haben. Sich um einen Hund zu kümmern, bedeutet jeden einzelnen Tag draußen zu sein. Das ist nicht immer gleich schön. Trotzdem genieße ich an jedem Spaziergang irgendetwas. Und wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Wieder mehr Zeit in der Natur zu verbringen und mich viel zu bewegen, tut mir sehr gut.
3. Ich besitze inzwischen zwei völlig verschiedene Garderoben. Während ich zu Beginn noch mit meiner normalen Kleidung spazieren gegangen bin, kommt das inzwischen so gut wie nicht mehr vor. Die Sachen werden einfach viel zu oft schmutzig, nutzen sich schnell ab und sind schlichtweg nicht praktisch genug. Wenn man mehrere Stunden am Tag draußen ist, egal bei welchem Wetter, sollte man robuste und wetterfeste Kleidung haben. Ich bin also inzwischen stolze Besitzerin von Gummistiefeln, Wanderschuhen in verschiedenen Ausführungen, Regenjacken, Fleecejacken, Outdoorhosen und ja selbst Wandersandalen. Das meiste davon Dinge, um die ich bis vor zweieinhalb Jahren noch einen sehr großen Bogen gemacht hätte.
4. Die wohl größte und positivste Veränderung, die ich durch Waban gelernt habe, ist eine gewisse Ruhe und die Freude an den kleinen Dingen im Leben. Zu sehen wie Hunde einfach den Moment genießen, immer im Hier und Jetzt sind und stets nur sie selbst sind, hat etwas sehr Beruhigendes und Inspirierendes. Ich mache mir weniger Sorgen und erfreue mich an einfachen Dingen. Waban hat mir beigebracht wie befreiend es sein kann, ein einfacheres und schlichteres Leben zu führen.