Von Rasselisten und sogenannten Problemhunden
Das es in regelmäßigen Abständen zu zum Teil lebensgefährlichen Übergriffen von Hunden auf ihre Halter oder Passanten kommt, macht viele Menschen jedesmal auf’s Neue betroffen und wütend. Wie kann es passieren, dass die Gefahr, die von diesem Tier ausgeht, nicht früher erkannt wurde? Wie kann es sein, dass der Halter nicht früher etwas dagegen unternommen hat? Wie werden diese Hunde gehalten, dass es soweit kommt? Und warum dreht sich die öffentliche Diskussion jedes Mal auf’s Neue nur um gefährliche Hunderassen und nicht zielführende Rasselisten? Wenn es doch eigentlich darum gehen sollte, wie dafür gesorgt werden kann, dass Hundehalter*innen über das nötige Wissen über den Umgang mit Hunden, die Erziehung und die artgerechte Haltung verfügen. Ganz egal um welche Hunderasse es sich dabei handelt. Jeder Hund kann zu einem aggressiven Hund erzogen werden oder sich bei falscher Haltung dazu entwickeln. Es sollte mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche Verantwortung Hundehalter*innen ihrem Hund, anderen Hunden und natürlich andern Menschen gegenüber haben.
Bundes Tierärztekammer fordert eine Pflicht für den Hundeführerschein
Die Bundes Tierärztekammer fordert seit Jahren eine Pflicht für den Hundeführerschein jedes Ersthundebesitzers. Dies halte ich für einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Dabei handelt es sich um eine Halter-Prüfung. Also um eine Prüfung vor allem für die Menschen. In einem Theorieteil müssen die zukünftigen Hundehalter, bereits vor dem Erwerb des Hundes, ihr theoretisches Wissen bezeugen. Inhalte sind die artgerechte Hundehaltung, Kommunikation und Lernverhalten von Hunden, gesetzliche Regelungen und das Verhalten des Halters in der Öffentlichkeit. Den praktischen Teil legen sie dann innerhalb des ersten Jahres gemeinsam mit dem Hund ab. Geprüft werden Alltagssituationen wie Cafébesuche, Stadtbummel, Aufzugfahren, Spaziergang im Park ohne Leine und ähnliches. Für Hunde die bei dieser Prüfung auffälliges Verhalten zeigen, könnten weitere Prüfungen notwendig werden.
„Problemhunden“ ist mit der Erstellung von Rasselisten nicht geholfen
In Niedersachsen ist der Hundeführerschein bereits seit fünf Jahren Pflicht. In allen anderen Bundesländer ist er derzeit noch freiwillig. Es gibt jedoch Gemeinden, die mit Anreizen wie einer niedrigeren Hundesteuer, Hundebesitzer zum Ablegen der freiwilligen Prüfung motivieren. Zum erfolgreichen Ablegen der Prüfungen ist eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Hund erforderlich. Ich denke, das ist genau das was viele „Problemhunde“ unserer Gesellschaft bräuchten. Denn je mehr wir uns mit unseren Tieren beschäftigen, desto besser werden wir sie verstehen und desto besser kann verhindert werden, dass ein Hund in unseren Augen „plötzlich“ zubeißt. Zudem könnte damit verhindert werden, dass sich Menschen aus den falschen Gründen einen Hund zulegen, da ihnen der Aufwand der Prüfung zu groß erscheint. Die theoretische Prüfung vor dem Erwerb des Hundes würde Ersthundebesitzer außerdem besser darauf vorbereiten was sie erwartet. Das Aussetzen oder Wieder-Zurückgeben von Hunden wegen Überforderung, könnte dadurch vermutlich deutlich minimiert werden.